Was bei Beschwerden in den Wechseljahren hilft

Berlin(dpa/tmn) – Der Körper fährt die Hormonproduktion herunter. Das macht sich bemerkbar: In den Wechseljahren leiden viele Frauen unter Hitzewallungen, emotionalen Verstimmungen oder Schlafstörungen.

Die Anzahl an Eizellen in den Eierstöcken ist mit der Geburt festgelegt. «Ab Eintritt in die Regelblutung werden jeden Monat Eizellen verbraucht – irgendwann ist das Reservoir geleert», erklärt Sybille Görlitz-Novakovic, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe aus Berlin. «Das ist der Beginn der Wechseljahre.»

Der Prozess beginnt schleichend

Meistens werde die Hormonproduktion nicht von einen auf den anderen Tag eingestellt. «Sie wird vielmehr langsam heruntergefahren. Erste Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre sind oft Blutungsstörungen und ein unregelmäßiger Zyklus», sagt die Expertin. Dann bemerken Frauen die ersten Symptome: Neben den typischen Anzeichen eines Östrogenmangels seien viele Patientinnen sehr dünnhäutig und erkennen sich selbst kaum noch wieder.

Welche Beschwerden wie stark auftreten, ist verschieden. Die Therapie sollte darauf angepasst sein: «Manche Frauen leiden sehr unter den Symptomen und setzen große Hoffnung in die Einnahme von Hormonen», sagt Görlitz-Novakovic. «Andere haben nur alle paar Tage einen Hitzeflash, da können auch pflanzliche Präparate helfen.»

Beschweren klar benennen

Wichtig ist aus Sicht der Expertin, mit Ärzten offen über die Beschwerden zu reden, auch wenn es unangenehm erscheinen mag. «Etwas stiefkindlich behandelt wird oft die Vaginalatrophie. Das ist eine Scheidenfunktionsstörung», erklärt Görlitz-Novakovic. Dadurch kann es zu Trockenheit und Schmerzen im Intimbereich kommen. «Häufig wird das nicht thematisiert, obwohl die Frauen extrem darunter leiden.» Hilfreich könne dann zum Beispiel eine vaginale Laserbehandlung sein.

Neben der medizinischen Behandlung können Frauen selbst Maßnahmen ergreifen, um Beschwerden zu lindern: «Wenn Patientinnen sich in erster Linie müde und abgeschlagen fühlen, können eine gute Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel helfen», sagt die Ärztin. Und regelmäßig Sport treiben, Yoga oder Pilates.

Mit Yoga könne man in jedem Alter beginnen, sagt Lisa Bastian, Yogalehrerin aus Koblenz. «Die meisten Yogaschulen bieten eine Probestunde an, in denen man einfach ausprobieren kann, ob es zu einem passt.» In einigen Studios gibt es sogar spezielle Hormonyoga-Kurse, die Frauen etwa durch die Wechseljahre begleiten.

Auch Männer von verändertem Hormonhaushalt betroffen

Männer können auch in die Wechseljahre kommen – der Begriff wird hier seltener verwendet. «Zum Beispiel berichten Männer, dass es zu einer allgemeinen Verschlechterung des Wohlbefindens gekommen ist, sie stärker schwitzen, Schlafstörungen und stärkere Stimmungsschwankungen haben», erklärt Professor Frank Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Zudem könne es zu einer abnehmenden Libido oder Erektionsstörungen kommen.

Bei Männern sind genauso die Hormone verantwortlich: In der Regel liege es am Testosteron, sagt Sommer. Zudem spielen individuelle körperliche Veränderungen in dieser Altersphase eine große Rolle. «Es nimmt nicht nur die Muskelkraft ab, sondern auch der Bauchumfang langsam zu. Das sogenannte schlechte Bauchfett ist zusätzlich dafür verantwortlich, dass das Testosteron in weibliche Hormone verstoffwechselt wird», erklärt Sommer.

Vorbeugen können Männer, indem sie auf ihren Lebensstil achten, sich regelmäßig bewegen, muskelstimulierende Übungen ausführen, auf eine ausgewogene Ernährung setzen und Stress vermeiden. Bei sehr starken Beschwerden sei eine Behandlung mit Medikamenten oder Hormonem möglich: «Manchmal hilft es, über einen gewissen Zeitraum Testosteron zuzuführen, bis die Männer mehr Antrieb haben, um ihren Lebensstil positiv zu verändern», erklärt Sommer. Andere brauchen lebenslang eine Substitutionstherapie – da komme es auf den Einzelfall an.

Fotocredits: Christin Klose,Die Hoffotografen,Raphael Maxim Guillou,Frank Sommer,Christin Klose

(dpa)
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