Was Entgiftungskuren wirklich bringen

München – Den Körper reinigen und von Giften befreien – das verspricht eine Detox-Kur. Solche Diäten liegen derzeit im Trend. Sie sollen dem Körper dabei helfen, die Gifte und Chemikalien auszuscheiden, die er aufnimmt und alleine nicht bewältigt.

Der Begriff Detox kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Entgiftung.

Warum eine Detox-Kur nötig sein soll? Anhänger nennen als Grund eine ungesunde Ernährung – aber auch Umweltgifte, Stress, Alkohol, Nikotin. Spezielle Produkte, die im Handel zu kaufen sind, sollen Verbrauchern dabei helfen, ihren Körper zu entschlacken und vor Übersäuerung zu schützen.

So funktioniert eine Fastenkur

Heilpraktiker René Gräber aus Preetz (Schleswig-Holstein) schwört auf Detox-Kuren: Ein- bis zweimal im Jahr eine Fastenkur zu machen – für ihn ist das «Detox pur».

«Zunächst gibt es drei sogenannte Entlastungstage», sagt Gräber. Dabei erfolgt mithilfe von Flohsamen-Pulver eine Darmentleerung. Danach werden fünf Tage lang Wasser, Kräutertees sowie Gemüsesäfte getrunken. So sollen Darm und Stoffwechsel angeregt werden. Nach den Safttagen folgen drei Aufbautage mit Obst und Gemüse oder Rohkostsäften. Zur normalen Kost kehrt man schrittweise zurück.

Ergänzt wird eine solche Diät häufig mit Massagen und Bädern. Auch Saunagänge und Spaziergänge an der frischen Luft sowie Yogaübungen sollen das Wohlbefinden stärken und dem Hüftgold zu Leibe rücken.

Was Experten zu Detox-Kuren sagen

Die Aussagen klingen vielversprechend. Doch laut Experten ist es nicht wissenschaftlich erwiesen, dass Detox-Kuren tatsächlich wirken. Zudem droht der Jojo-Effekt: Nach einer strikten Diät entwickeln manche Betroffene einen Heißhunger auf die Nahrungsmittel, auf die sie verzichtet haben. So legen manche wieder schnell einige Kilos zu.

Während der Kur soll auf übersäuernde Lebensmittel wie Wurst und Fleisch verzichtet werden. «Allerdings kann der Körper nicht übersäuern», sagt Internist Prof. Johannes Georg Wechsler. Er ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner.

Aber abgesehen davon: Ist es tatsächlich nötig, den Körper zu entgiften? Nein, sagt Wechsler. «Der menschliche Organismus kümmert sich um seine Entgiftung selbst, er scheidet von alleine nicht verwertbare Produkte aus».

Anders sieht es bei akuten Vergiftungen aus, etwa die versehentliche Einnahme von Reinigungsmitteln. «Solche Fälle sind Notfälle, in denen ein Arzt zum Beispiel ein Gegengift verabreicht», so Wechsler.

Detox-Produkte oft teuer und mit unklarem Nutzen

«Natürlich kann es nicht schaden, mal eine Zeit lang keinen Alkohol zu trinken oder nicht zu rauchen», stellt Wechsler klar. Völlig unnötig seien spezielle Detox-Produkte wie Tabletten. «Solche Erzeugnisse sind reine Geschäftemacherei», sagt Wechsler.

Ähnlich sieht es Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Sogenannte Detox-Tees seien oft teuer – und das zu Unrecht. Denn oft seien es übliche Kräutermischungen. Dass die Bestandteile darin Giftstoffe binden und ausschwemmen könnten, ist falsch. «Den entgiftenden Effekt gibt es nicht», so Gahl.

Wann Detox-Kuren gefährlich werden können

«Detox-Anhänger werben mit vielen falschen Aussagen», betont Gahl. So gebe es etwa den Mythos Entschlacken. Allerdings: «Im Darm lagern keine „Schlacken“ ab», stellt Gahl klar. Alles, was in den Darm gelangt, scheidet der Körper aus. Entschlacken, etwa durch Einläufe mit Öl oder Darmspülungen, sei wenig wirksam und sogar gefährlich.

Eine dauerhafte Detox-Kur sei nicht empfehlenswert, so Gahl. «Dies kann zu einem Nährstoffmangel etwa an Protein und Fett führen.» Gemüse und Obst in Form von Saft oder Smoothies liefern zwar Energie. Wegen des geringen Ballaststoffgehalts sättigen sie aber kaum.

Bewusste Ernährung als Alternative

Eine ballaststoffreiche Ernährung sei besser für den Darm, so Gahl. Neben Getreide- und Vollkornprodukten gehörten fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag dazu. Laut Gahl kann eine Detox-Kur ein Einstieg in eine Änderung des Essverhaltens sein – hin zu einer bewussteren und ausgewogeneren Kost. Sie sollte aber unter ärztlicher Aufsicht erfolgen – vor allem, wenn Interessenten Medikamente einnehmen.

Es gibt übrigens ein Mittel, das recht kostengünstig ist und natürlich wirkt. «Wasser trinken», sagt Gräber. Anderthalb bis drei Liter pro Tag sollten es je nach Größe und Körpergewicht sein.

Fotocredits: Christin Klose,Robert Günther,Robert Günther,Martin Christ
(dpa/tmn)

(dpa)
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